Genpool Polen

Für die Landwirtschaft in Deutschland bietet der Genpool in Polen die folgenden besonderen Vorteile:

Winterhärte

Bedingt durch das eher kontinentale Klima beginnt der Winter in Polen früher und endet später als bei uns; zudem sind normalerweise niedrigere durchschnittliche Temperatren die Regel, die gefährlichen Wechselfröste kommen häufiger und oft viel ausgeprägter als bei uns vor, und es fällt mehr Schnee, der auch länger liegenbleibt. Auch wenn in den zurückliegenden Jahren aufgrund der allgemein festgestellten Klimaerwärmung die Winter weniger streng, vielmehr richtig mild waren - täuschen wir uns nicht: Es wird auch in Zukunft Rückschläge geben, und da ist es gut, wenn man winterharte Sorten im Anbau hat.

Die Pflanzenzüchter in Polen können auf den natürlichen Genpool in Polen zurückgreifen, aber nicht nur das: In der Neuzüchtung spielen bei allen Winterformen Winterhärte und Resistenz gegen Schneeschimmel eine große Rolle in der Selektion: Auf drei Wegen wird das junge Material geprüft: Visuell durch Bonitierung und Auszählung der abgestorbenen Pflanzen im Feld, in speziellen Frostkisten im Freien und in Kältekammern mit kontrollierten Wechseltemperaturen.

COBORU - das polnische Sortenamt - führt ähnlich sehr sorgfältige Prüfungen aus und beschreibt die Sorten in seinen Veröffentlichungen (in der offiziellen Sortenliste ebenso wie in den Berichten über die Prüfung der eingetragenen Sorten, dem Equivalent zu unseren Landessortenversuchen) die Winterfestigkeit auf zweierlei Weise: Neben den Bonitiernoten zusätzlich durch Angabe der Anzahl der ausgewinterten Pflanzen. Eine in Polen eingetragene Sorte bietet nachvollziehbar die Gewähr für ihre Winterhärte, was vielfach in den Berichten des Bundessortenamts nicht anzufinden ist.

Dürreresistenz

Im Vergleich zu Deutschland ist das Klima in Polen trockener; vor allem die für die Landwirtschaft so ungünstigen Trockenperioden im Frühjahr und Frühsommer sind in der Regel häufiger, heftiger und länger. Zudem ist der Anteil an sandigen Böden und Trockenlagen mit niedrigem Grundwasserspiegel höher als bei uns. Das Ausgangsmaterial für die Pflanzenzüchtung ist besser an trockene und heiße Frühjahre und Sommer angepaßt.

Die Pflanzenzüchter in Polen waren und sind gezwungen, ihre Auslese nach diesen Bedingungen auszurichten. Die Zuchtstationen der bedeutenden Züchterhäuser - und das sind DANKO und STRZELCE - sind deshalb gut über das ganze Land verteilt. Nicht nur auf den ganz guten, ertragsstarken Standorten, sondern auch und ganz besonders in den benachteiligten Lagen finden rigurose Selektionen statt: Die Züchter schätzen und nutzen die Beobachtungen und schaffen auf diese Weise Sorten mit besserer Eignung für leichte Böden und höherer Resistenz gegen Trockenperioden.

COBORU - das polnische Sortenamt - berichtet sehr ausführlich und für jedermann einsehbar (anders als das Bundessortenamt) über die Erträge in den einzelnen Regionen. So kann sich jeder Landwirt ein Bild davon machen, welche Sorte für seinen Betrieb die am besten geeignete ist. Siehe Grafik:

Die 6 Regionen sind:

I = Hinterpommern und Westpreußen
II = Ermland, Masuren, Podlachien
III = Lebus, Großpolen und Kujawien
IV = Schlesien
V = Kleinpolen, Heiligenkreuz und Karpartenvorland

Die Regionen I, III und V grenzen an Deutschland. Deren Ergebnisse sind für die Landwirte im Osten der Bundesrepublik aufschlußreich, vielfach informativer als die des Bundessortenamts: Ein wesentliches Kriterium ist die Eignung der Sorten für den Anbau auf leichten und trockenen Standorten. Diese Böden haben oft einen pH-Wert unter 5,0 und sind damit sauer. Damit verbunden ist eine stärkere Aluminium-Belastung der Pflanzen, und in deren Verträglichkeit gibt es Unterschiede zwischen den Sorten. Gemessen werden die Unterschiede, indem die Keimlinge einer 15 ppm Lösung ausgesetzt werden: Die überlebenden Pflanzen werden gezählt, gemessen und nach der Skala 1 - 9 bonitiert: Je höher der Wert, umso Aluminium-toleranter ist die Sorte, und damit umso geeignerter für den Anbau auf leichten und extrem leichten Standorten.

Diese für die trockenen Standorte im Osten der Bundesrepublik wichtigen Informationen sind aufschlußreich, besonders für die leichten Standorte auch in Deutschland.

Das polnische Sortenamt veröffentlicht noch mehr interessante Einzelheiten, die in den Berichten des Bundessortenamts fehlen, beispielsweise der Proteingehalt beim Triticale (wichtig für alle Veredelungsbetriebe) und beim Körnerraps.

Wenn jemand unter den geschätzten Lesern hier Fragen hat, dann darf er sich gern mit mir in Verbindung setzen: Siehe Kontakt